Kreisgruppe Hildesheim

Igel sucht Unterschlupf – Igelfreundliche Gärten – Gefahrenquellen minimieren

Stand: 05.02.2023

Igel Igel  (G. Mayen)

Verfasserin: Gabriele Mayen

Igel sind Kulturfolger – sie siedeln sich in menschlicher Umgebung an. Das hat seine Gründe: Igel lieben Verstecke, Unterholz, Hecken, bodennahe Pflanzen. Diese bieten ihnen auch die notwendige Nahrung. Diese Voraussetzungen finden sich in Feld und Flur immer weniger – also zieht der Igel dorthin, wo die Lebensbedingungen günstiger sind – in Siedlungen, Gärten, Parks. Aber auch dort sind die Lebensbedingungen manchmal alles andere als ideal, wenn die Gärten aufgeräumt sind und damit Versteckmöglichkeiten fehlen und Nahrungstiere nicht vorhanden sind, Gifte verwendet werden oder Gefahrenquellen nicht gesichert werden.

Igel gehören zu den echten Winterschläfern. Das heißt, sie fahren ihren gesamten Stoffwechsel für eine bestimmte Zeit auf ein Minimum fürs Überleben zurück und greifen auf ihre Fettreserven zurück, die sie sich hoffentlich vor Beginn der nahrungsarmen Zeit angefuttert haben. Igel sind Insektenfresser – also keine Rohköstler oder Vegetarier.

Igel sind nachtaktiv und in der Regel auch ausgesprochen neugierig und damit auch häufig unvorsichtig. Sie konnten sich dieses Verhalten im Laufe ihrer Evolution auch leisten. Ihre körperliche Besonderheit – nämlich die Entwicklung eines Stachelkleides zur Abwehr von Feinden – hat sich erhalten und gegenüber natürlichen Feinden – wie z. B. dem Fuchs – bewährt.

Trotzdem lebt der Igel heute so gefährlich wie nie.

Gefahrenquellen und deren Vermeidung:

  • Straßenverkehr – insbesondere bei Dämmerung und Nacht rücksichtsvolles Fahren und Beachtung der Geschwindigkeitsbegrenzungen.

  • Geräte und Maschinen Rasenmäher, Tellersensen, Kantenschneider (beim Mähen unter Sträuchern, Hecken und an unübersichtlichen Stellen sowie im hohen Gras vorher kontrollieren – Igel halten dort oft ihren Tagschlaf). Die beliebten Mähroboter sind insbesondere für Jungigel gefährlich. Wenn nötig, nur tagsüber einsetzen. Mistgabeln (beim Umsetzen von Komposthaufen vorsichtig zu Werke gehen).

  • Insekten- und Unkrautvernichter, Schneckenkorn und Kunstdünger – Schädigungen durch äußerlichen Kontakt oder Aufnahme mit der Nahrung sind möglich. Solche Produkte – möglichst nicht einsetzen, nach Gebrauch aber zumindest sicher aufbewahren z. B. in Regalen.

  • Zäune und Netze, Maschendraht, Vogelnetze, Schnüre von Stroh- oder Heuballen – es droht Verletzungsgefahr mit Todesfolgen – Durchlässe schaffen – z. B. Maschendraht an einigen Stellen nach oben biegen, Hecken pflanzen, Vogelnetze nicht bis zum Boden hängen lassen.

  • Absturzgefahren in Schächte, Gruben, Gräben, Lichtschächte, Gullys – Bretter als Ausstieghilfe anbieten, Böschungen abschrägen, so dass Tiere rausklettern können, Gruben am besten abdecken.

  • Schwimmbecken und Gartenteiche – Igel können zwar schwimmen, aber wenn die Ufer steil sind, gibt es keine Chance zu entkommen – besser abgeflachte Ufer oder zumindest Ausstieghilfen anbieten.

  • Feuer (Brennetage, Osterfeuer usw.) Umsetzen des Materials vor dem Anstecken.

  • Gartenhäuser, Garagen – regelmäßig kontrollieren, wenn Zugang durch Wildtiere auch nur zeitweise möglich war (z. B. wenn über Nacht eine Tür offen gestanden hat) und die Besitzer nicht regelmäßig ihre Gebäude nutzen.

  • Jagdlustige Hunde – kein Futter im Hundezwinger über Nacht stehen lassen, hungrige Igel können dort durch Hunde getötet werden, jagdlustige Hunde nachts oder abends nicht unbeaufsichtigt im Freien lassen.

  • Büchsen, Becher, Plastiktüten, Müllsäcke – nicht in der Natur „entsorgen“, sondern in die vorgesehenen Müllereimer geben, Igel können sich in Dosen, Bechern usw. verkeilen und elendig zugrunde gehen, Gelbe Säcke /Müllsäcke unbedingt mit der Öffnung nach oben aufstellen – Igel können reinkriechen und damit auf dem Müll landen.

  • Fallen (Mäuse- oder Rattenfallen sowie Rattengift) – Fallen mind. 50 cm hoch aufstellen, damit nur die Nager Zugang haben. Nager sind Kletterkünstler und wittern den Köder und erklimmen sogar raue Wände um an den Köder zu kommen. Durch unsachgemäßes Aufstellung von Fallen besteht Verletzungs- oder Vergiftungsgefahr für andere Tiere - insbesondere Beinamputationen kommen bei Igeln immer wieder vor – aber auch Vergiftungen. Wenn Igel den Unfall überstanden haben und die Verletzungen geheilt sind, können sie im Allgemeinen wieder in die Freiheit entlassen werden und kommen auch gut zurecht. Aber so weit muss ja eigentlich nicht kommen.

Man sieht einen Igel, der aus einem Futternapf für ihn bereit gestellte Nahrung frisst. Hungriger Igel  (G. Mayen)

Wünsche und Anforderungen an einen igelfreundlichen Garten:

  • Durchgang zu anderen Gärten (z. B. durch Hochbiegen von Maschendraht an einigen Stellen, Loch im Holzzaun, verkürzte Zaunelemente o. ä.),
  • Verzicht auf Chemie,

  • Nur einen Teil des Gartens mähen – so bleibt für Insekten eine Nahrungsquelle, die sind wiederum Futter für Igel und Vögel.

  • Einheimischen Gehölzen einen Platz geben (z. B Haselnuss, Sanddorn, Pfaffenhütchen).

  • Natürliche Unterschlüpfe belassen (Reisighaufen, Komposthaufen – soll z. B. ein Reisighaufen als Unterschlupf angeboten werden, legt man zunächst einen Laubhaufen an, schichtet darauf Reisig oder Astwerk. Soll das Igelquartier besonders gut gegen Nässe und Kälte geschützt werden – mit Folie abdecken und als Sichtschutz nochmals mit Reisig abdecken).

  • Wasserstellen schaffen – Igel brauchen Wasser – wie andere Wildtiere auch. Ein Schälchen oder Teller mit Wasser werden gern angenommen. Die Wasserstelle sollte täglich gesäubert und neu gefüllt werden – das hilft auch den Vögeln im Garten und vielleicht ist es bei ihnen ja schon längst Routine.

  • Zufüttern in nahrungsarmen Zeiten – z. B. Igel, die im Herbst noch nicht groß genug sind, damit kann das Überleben gesichert werden (Ersatznahrung z. B. Nassfutter für Katzen).

Igel Igel  (G. Mayen)

Lebensraum und Unterschlupf im Garten

Will man den Igel als Untermieter im Garten haben, sollte der Garten eine Vielzahl von natürlichen Strukturen haben. Dazu gehören heimische Wildsträucher, Reisig- und Komposthaufen, Wege und Plätze mit unversiegelten Böden, begrünte Fassaden usw. . All dies ist natürlich nicht nur für den Igel wichtig, sondern auch für Vögel und andere Kleintiere.

  • Igelhäuser aufstellen und als Unterkunft anbieten.

Im Übrigen, Igel halten sich zwar gern in Hecken und Unterholz auf, sie bevorzugen aber keineswegs hohes Gras. Wege in Gärten oder in Grasflächen werden von Igeln gern auf ihren Wanderungen belaufen.

Igelunterschlüpfe und Igelhäuser

Gärten gehören zu den wichtigsten Rückzugsgebieten der Igel. Naturnahe Gartengestaltung ist die beste Voraussetzung damit sich Igel einnisten. Mit einfachen Mitteln lassen sich Unterschlüpfe für Igel einrichten. Igelhäuser verschiedenster Art können als zusätzliches Angebot für stachelige Gäste im Garten aufgestellt werden. Wichtig: immer nur dort anbieten, wo keine Staunässe entsteht. Der Platz sollte im Übrigen auch schattig sein, damit er sich im Sommer nicht aufheizt.

  • Natürliche Unterschlüpfe belassen – Reisig- Laubhaufen, Höhlen von Baumwurzeln - Reisighaufen habe ich vorhin schon vorgestellt, auch Laub unter Hecken bietet Unterschlupf – und Laub ist ja nicht etwa Abfall – sondern im Rahmen des Naturkreislaufs ein wertvoller pflanzlicher Dünger, der im Zersetzungsprozess vielen Lebewesen Nahrung bietet – angefangen von Bakterien, Pilzen, Käfern und damit letztlich auch dem Igel.

  • Einfache Igelbehausungen können selbst gemacht werden – z. B. aus wenigen Steinen mit einer Bodenplatte darauf.

  • Igelhaus mit Labyrintheingängen – das ist schon eher etwas für Bastler, Sinn dieser komfortableren Lösung ist es, den Eintritt von Nässe, Kälte zu vermeiden und anderen Tieren den Zugang zu erschweren.

  • Igelhäuser aus dem Handel – aus den verschiedensten Materialien – Ton, Beton, Korb usw.

Auf vielen Grundstücken gibt es auch eine unaufgeräumte Ecke, wo viele Dinge gelagert werden, die zu schade zum Entsorgen erscheinen.: Ziegelsteine, Bretter, Blumentöpfe usw. Wenn dort keine Nägel, Gläser oder andere Verletzungsquellen vorhanden sind, ist diese Ecke für den Igel gar nicht so schlecht. Mit wenigen Handgriffen können sie dort sogar ein Igelquartier errichten, z. B. eine umgedrehte Holzkiste, ein Flechtkorb oder ähnliches. Igel sind nicht sehr wählerisch – Hauptsache sie haben ein Dach über dem Kopf.

Im Übrigen ist auch ein an eine Hauswand gelehntes Brett für den Igel durchaus akzeptabel.


Hilfe für Wildbienen

Wie inzwischen wohl die meisten Menschen wissen, gibt es neben den Honigbienen noch sehr viele andere Arten von Bienen. Allein in Niedersachsen soll es etwa 360 Arten von Wildbienen geben. Leider stehen hiervon ungefähr 2/3 auf der Roten Liste und gelten somit als gefährdet.

Im eigenen Garten oder Balkon kann man den natürlichen Lebensraum natürlich nicht ersetzen, aber man kann den Wildbienen ein Stückweit helfen und sie dabei auch noch beobachten!

Bienenhotel am Fenster Bienenhotel am Fenster  (K. Bitterling)

Zum Leben brauchen Wildbienen: einen Nistplatz, Nistrequisiten – also Material um ihre Nester zu bauen – und Nahrung. Da Wildbienen anders als Honigbienen nur wenige 100 Meter fliegen, wäre es gut, wenn man alles nah beieinander zur Verfügung stellen könnte.

Die oben genannten 360 Arten von Wildbienen leben in unterschiedlichen Lebensräumen und brauchen dementsprechend auch unterschiedliche Ressourcen zum Überleben und Fortpflanzen.

Die meisten Menschen kennen wahrscheinlich die Nisthilfen, die Hohlräume bieten. In Hartholz werden quer zu der Maserung Löcher mit 2 – 10 mm Durchschnitt gebohrt, in welche einige Wildbienen ihre Eier ablegen.

Andere Wildbienen benötigen aber Sandboden, da sie dort ihre Nester bauen. Auch Totholz, Steilwände und markhaltige Pflanzenstängel werden von verschiedenen Wildbienenarten benötigt.

Was die Nahrung betrifft, können Gärten den Bienen mit einem breiten Blütenangebot helfen – möglichst von Frühling bis Herbst. Man sollte auch darauf achten keine Pflanzen mit gefüllten Blüten zu pflanzen, da diese wenige bis keine Staubblätter haben, wodurch es kaum bis keine Nahrung für die Bienen gibt.

Auch der Balkon kann attraktiv für Wildbienen gestaltet werden. Viele Kräuter werden gerne von Bienen angeflogen und auch Nisthilfen kann man schon auf kleinstem Raum anbringen.

Mehr Informationen - auch zum Bau von Nisthilfen - finden Sie in dieser und dieser Broschüre.